Beschreibung
Die fortschreitende Digitalisierung von Prozessen, Produkten und Dienstleistungen führt zu Branchen-, Anbieter-, Geschäftsfeld- und Produktkonvergenzen, welche jeweils als Game Changer für den Markt digitaler bzw. digitalisierter Güter zu betrachten sind.
Das Internet of Things (IoT) öffnet nun immer mehr Anbietern vormals rein physischer Güter das Tor in die digitale Welt und führt folglich zur Konvergenz digitaler und analoger Märkte & Wertschöpfungssysteme. Darüber hinaus ermöglichen diese Entwicklungen die Atomisierung von Produkten/Services (z. B. Bundeld Microservices statt Apps) und erhöhen die Anzahl der möglichen Produkte & Services und deren Anbieter. Plattformen fungieren hierbei als Enabler zur Kooperation (v. a. in Entwicklung und Vertrieb) der Wertschöpfungspartner. Dabei entsteht Koopkurrenz (Coopetition), weil die Wertschöpfungspartner sowohl Kooperationspartner als auch Wettbewerber sein können. Als jüngstes Beispiel ist hier die Koopkurrenz von Daimler und BMW anzuführen – ehemals eine unvorstellbare Kollaboration.
Die Digitalisierung führt somit zu einer nachhaltigen Änderung des Software-Marktes in Richtung Plattform Ökonomie und bietet enormes Potential für innovative Geschäftsmodelle bzw. neue Möglichkeiten, Kundenbedürfnisse zu wecken und zu befriedigen und dahingehende Wertschöpfung zu betreiben.
Dadurch ergeben sich auch neue Herausforderungen für die (Wirtschafts-)Informatik: Plattformen müssen beispielsweise einerseits sehr offen konzipiert sein, damit sie für möglichst viele Teilnehmer (Anbieter, Kunden, Partner bzw. Komplementoren) attraktiv sind, andererseits sollten Plattformen wegen der hohen ökonomischen Bedeutung sicher und vertrauenswürdig gestaltet werden. Eine mögliche Analogie der Problematik ist eine Erinnerung an das Spannungsfeld von Qualität und Kosten: Quo Vadis? Der Vortrag zeigt die wesentlichen Problemfelder auf und versucht erste Antworten auf die Herausforderungen für Praxis und Wissenschaft im jungen Feld der Plattformökonomie zu geben.
Referent*innen
Prof. Dr. Georg Herzwurm
Prof. Dr. Georg Herzwurm ist seit 2003 im Leitungsgremium des Betriebswirtschaftlichen Instituts an der Universität Stuttgart und leitet den Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik II. Seit 2013 ist er Vorstandsmitglied und Direktor des Clusters „Management of Global Manufacturing Networks“ der Graduiertenschule GSaME (Graduate School of Excellence advanced Manufacturing Engineering) in Stuttgart. Er ist zudem Gründungsmitglied und Sprecher des QFD-Institut Deutschland und Direktor des International Council for QFD (ICQFD). Herzwurm ist Sprecher des Fachausschuss WI-MAW (Management der Anwendungsentwicklung und –wartung) der Gesellschaft für Informatik eV. (GI). Seine Forschungsarbeit adressiert aktuell unter anderem plattform-basierte Wertschöpfung in Produktionsnetzwerken, das Management plattform-basierter Produkte und plattform-basierte Geschäftsmodelle.