Beschreibung
Die Forschung in Deutschland wird i.allg. unterschieden in „universitäre Forschung“ und „außeruniversitäre Forschung“, wobei bei letzterer insbesondere auf die großen Forschungsorganisationen wie Fraunhofer, Helmholtz, Leibniz und Max Planck Bezug genommen wird. Über die jeweiligen Vor- und Nachteile wird oft heftig diskutiert und gestritten, und es gibt viele Diskussionen, wie man universitäre und außeruniversitäre Forschung näher zusammenbringen kann, aber nur wenige konkrete Ansätze.
Im Vortrag werden die derzeitigen Formen der außeruniversitären Forschung, insbesondere im Bereich Informatik/ Informationstechnik, kurz dargestellt und ihre charakteristischen Merkmale diskutiert. Als besonders erfolgreiches Modell für eine wirtschaftsnahe Forschung wird das „Modell FZI“ ausführlich erläutert: Das „FZI Forschungszentrum Informatik an der Universität Karlsruhe“ ist eine unabhängige, stark mit dem KIT (der früheren Universität Karlsruhe) verbundene Forschungseinrichtung, in der 20 Professoren aus vier verschiedenen Fakultäten des KIT mit ihren jeweiligen Arbeitsgruppen (zusätzlich zu den Forschungsgruppen in der Universität) interdisziplinäre anwendungsnahe Forschung betreiben. Dabei werden neue Erkenntnisse der Informationstechnologie in den Bereichen Informatik, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften in innovative Produkte, Dienstleistungen, Geschäfts- und Produktionsprozesse umgesetzt.
Diese anwendungsorientierte Forschung wird durch die im FZI eingerichteten „Living Labs“ stark unterstützt. Living Labs stehen für ein neues Forschungsparadigma, das den Technologieanwender und die Anwendungsumgebung in den Mittelpunkt interdisziplinärer Forschung und Entwicklung stellt. Sie bieten die Möglichkeit, Konzepte und Lösungsansätze für neue Produkte und Dienstleistungen unter Praxisbedingungen zu erproben. Um diese partizipative Forschung zwischen Wissenschaft, Technologieanbieter und Technologieanwender weiter auszubauen, hat das FZI die sechs eingerichteten Living Labs zu einem „House of Living Labs“ (HoLL) zusammengeführt und miteinander verbunden, um so die Möglichkeit zu schaffen, auch disziplin- und branchenübergreifende Forschung und Entwicklung zu betreiben. Damit soll insbesondere KMUs die Möglichkeit geboten werden, ihre Ideen und Produkte mit der Wissenschaft zu diskutieren, Lösungen auf Basis aktuellster Forschungsergebnisse zu entwickeln und schon vor der Markteinführung im späteren Einsatzumfeld zu erproben, um so gut im Wettbewerb bestehen zu können.
Referent*innen
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolffried Stucky
KIT - Institut für Angewandte Informatik und Formale Beschreibungsverfahren (AIFB) / FZI Forschungszentrum Informatik, Karlsruhe